Die Story of Berlin, ein Erlebnismuseum in Berlin - Reiseblog Road Traveller

In unseren Winterschuhen stiefeln wir über Hunderte auf dem Boden zerstreute Bücher. Keine Chance, nicht unachtsam darüber zu trampeln. Um uns herum hören wir, wie knisternde Flammen ihre Zerstörungswut ausleben. Seite für Seite verbrennen die Texte von Erich Kästner, Thomas Mann, Sigmund Freud und so vielen anderen Autoren.

Die Szene, die die Bücherverbrennung im Dritten Reich symbolisiert, hat sich bereits bei unserem ersten Besuch in der Story of Berlin vor fast 16 Jahren in mein Hirn eingebrannt. Zum Glück sind es keine echten Bücher. Und das Feuer prasselt lediglich aus den Lautsprechern. Aber es sind gerade diese emotionalen und dreidimensionalen Inszenierungen, die das Erlebnismuseum zu einem unserer Lieblingsmuseen in Deutschland machen.


Info: Leider ist die Ausstellung der Story of Berlin aktuell geschlossen, siehe Infos am Ende dieses Artikels!


Eingang zur Story of Berlin im Kudamm-Karree

Ein Erlebnismuseum nicht nur über Berliner Geschichte

In fast jedem uns fremden Land besuchen wir gerne zuerst ein Museum, das uns dessen Geschichte näher bringt. Am meisten begeistern uns dabei Museen, die interaktiv gestaltet sind und in denen wir wirklich in die Geschichte eintauchen können.

Genau so ein Erlebnismuseum ist für uns The Story of Berlin. Mit allen Sinnen kannst du Geschichte hier erleben, statt nur trockene Fakten zu lesen.

Eigentlich ist der Museumsname zu kurz gegriffen. Denn die Berliner Geschichte wird eingebunden in das gesamte Weltgeschehen ab dem 17. Jahrhundert und vor allem auch in die dunkelsten Kapitel Deutschlands – den ersten Weltkrieg und den Nationalsozialismus. Die Teilung Berlins bis hin zum Mauerfall ist dann natürlich wieder ein Stück original Berliner Geschichte.

Die Story of Berlin besteht seit 1999 und ist seit ihrem Start in privater Hand. Zum ersten Mal haben wir das Museum 2002 während unserer Berlin-Studienfahrt im Gymnasium besucht (ja, schon damals waren wir beide gemeinsam auf Achse ?). Zu dieser Zeit war es ehrlich gesagt auch das erste Museum, das uns sogar als Jugendliche in übernächtigtem Klassenfahrt-Zustand wirklich begeistern konnte.

Für wen ist The Story of Berlin interessant?

Schulklassen machen verständlicherweise den größten Anteil der jährlich rund 250.000 Besucher aus. Aber auch für Familien und jeden Geschichtsinteressierten würden wir das Museum absolut empfehlen. Wir können uns vorstellen, dass die Ausstellung für Jugendliche ab circa 15 Jahren am sinnvollsten ist (ebenso die Atombunkertour).

Für Gruppen gibt es geführte Rundgänge, die online reserviert werden können. Ansonsten ist der Besuch perfekt auf eigene Faust – und im eigenen Tempo – machbar.

Das Museum – ein Rundgang durch die deutsche Geschichte

Schon im Foyer begrüßt uns ein grüner Trabi vor der Berliner Mauer. Ein Vorgeschmack auf einen der Schwerpunkte, die uns drinnen erwarten werden.

Trabi vor der Berliner Mauer im Museum Story of Berlin
Ein guter alter Trabi verrät schon im Foyer die Schwerpunkte der Ausstellung

Durch den Hinterhof und das Treppenhaus eines typischen Berliner Mietshauses betreten wir die Ausstellung. Der dann folgende „Zeittunnel“ führt uns im Schnelldurchgang durch die Berliner Geschichte und Stadtentwicklung – eingebunden in das damalige Weltgeschehen. In Nebenräumen bekommen wir Einblicke in Themen wie Religion, Militär, Industrialisierung und Architektur.

Im Ausstellungsraum „Zwischen den Zeiten“ sitzen wir auf alten Holzstühlen und blicken auf einen düsteren Friedhof. Im Hintergrund laufen die vertonten Tagebucheinträge eines jungen Berliner Mädchens, das seine Erlebnisse während des Ersten Weltkriegs schildert.

Zwischen den Zeiten schauen wir auf einen Friedhof in Zeiten des Ersten Weltkriegs
„Zwischen den Zeiten“ schauen wir auf einen Friedhof in Zeiten des Ersten Weltkriegs

Nach den Goldenen Zwanzigern und der Weimarer Republik steigen wir viele Stockwerke nach unten. Sinnbildlich in die Abgründe der Deutschen Geschichte. Mit jeder Stufe wird es kälter – bald wissen wir nicht mehr, ob das Frösteln von den beklemmenden Geschichten oder von tatsächlich sinkenden Temperaturen ausgelöst wird.

Wir laufen über die eingangs erwähnten Bücher, während wir auf Infotafeln über die Bücherverbrennung lesen. Neben uns hören wir das zerstörerische Feuer knistern. In den folgenden Räumen erfahren wir vieles (bekanntes und auch neues) über den Nationalsozialismus, den Weg in den Zweiten Weltkrieg, den Widerstand, die Kapitulation und den Wiederaufbau durch die berühmten „Trümmerfrauen“.

Buecherverbrennung im Nationalsozialismus in der Story of Berlin
Die symbolisierte Bücherverbrennung

Buecherverbrennung im Nationalsozialismus in der Story of Berlin

Plakat in der Ausstellung Story of Berlin
Vermisst

Mit dem Aufzug geht’s wieder nach oben, wo wir auf amüsante Weise Interessantes über die deutsche Teilung lernen. Wir schauen fern im westdeutschen und ostdeutschen Wohnzimmer, bestaunen die Staatskarosse Erich Honeckers und feiern den Fall der Berliner Mauer.

Ein Wohnzimmer in der DDR
Ein Wohnzimmer in der DDR
Die Berliner Mauer im Story of Berlin Erlebnismuseum
Die Berliner Mauer
Das beruehmte Bild "Sprung in die Freiheit" des Grenzpolizisten Conrad Schumann in der Story of Berlin
Der berühmte „Sprung in die Freiheit“ des Grenzpolizisten Conrad Schumann

„Guten Tag. Ihre Ausweispapiere bitte. Öffnen Sie mal bitte kurz den Kofferraum. Ok – Sie können die Grenze nun passieren.“ Im breitesten Ost-Dialekt werden wir von einem „Ostberliner Grenzposten“ verabschiedet. Grinsend verlassen wir die Story of Berlin – und sind gleichzeitig wehmütig, dass wir das Museum in dieser Form vielleicht nicht wieder besuchen werden.

Die Zukunft der Story of Berlin ist ungewiss

Erst bei der anschließenden Bunkerführung haben wir erfahren, dass die Zukunft des Museums ungewiss ist. Ein Investor hat das Kudamm Karree gekauft und wird dieses noch in diesem Jahr sanieren. Was mit dem Erlebnismuseum geschieht, ist noch nicht klar. Wahrscheinlich (hoffentlich) wird es in verkleinerter Form nach der Sanierung weiter bestehen. Sobald wir mehr wissen, werden wir hier ein kleines Update schreiben!

Update Mai 2019:

Auf der Website der Story of Berlin ist zu lesen, dass eine „neue Ausstellung zum Thema Geschichte der Stadt Berlin“ an gleicher Stelle im neu entstehenden Objekt „Fürst“ entstehen wird. Wir sind gespannt!

Story of Berlin: Eintrittspreise, Öffnungszeiten und Anfahrt

Eintritt Story of Berlin 2018:

Normaler Eintrittspreis: 12 EUR
Ermäßigter Preis: 9 EUR
Kinder von 6 – 16 Jahren und Schülergruppen: 5 EUR (pro Person)
Familienkarte: 25 EUR

Mit der Berlin WelcomeCard zahlst du 25% weniger Eintritt.

Die Preise sind jeweils inklusive Führung durch den Atomschutzbunker (zu jeder vollen Stunde)

Öffnungszeiten 2018:

Täglich 10 – 20 Uhr, letzter Einlass um 18 Uhr

Standort des Museums:

Im Kudamm-Karree am Kurfürstendamm, Kurfürstendamm 207-208 (aktuell wird dort ein neues Objekt gebaut!)

Anfahrt:

Anfahrt mit der U-Bahn (Linie 1) bis Haltestelle Uhlandstraße, von dort sind es 250 Meter zu Fuß.

Benötigte Zeit:

Circa 2 Stunden für das Museum zzgl. eine halbe Stunde für die Führung durch den Atomschutzbunker

Streetart Berliner Mauer im Foyer der Story of Berlin
Ick knutsch dir bis de schielst

Der Atomschutzbunker unter dem Kudamm-Karree

Im Eintrittspreis der Story of Berlin enthalten ist die Besichtigung des original Atomschutzbunkers von 1974, der sich genau unter der Ausstellung im Kudamm-Karree befindet. Warum eine Führung durch den Atomschutzbunker echt interessant ist und warum ein Atomkrieg wirklich niemals hätte stattfinden dürfen, darüber erzählen wir hier:

Ein Atomschutzbunker in Berlin. Warum der Ernstfall niemals hätte eintreten dürfen.

Weitere Infos gibt´s auf der Website der Story of Berlin.


Info: Leider sind die Ausstellung der Story of Berlin sowie der Atomschutzbunker aktuell geschlossen!


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Die Story of Berlin - ein tolles Erlebnismuseum in der Hauptstadt. Unsere Tipps, Eintrittspreise und Öffnungszeiten - www.road-traveller.de
Die Story of Berlin – ein tolles Erlebnismuseum in der Hauptstadt!

Nur ein kleiner Hinweis: Wir haben den Eintritt selbst bezahlt, dies ist also eine reine Empfehlung und keine Werbung!

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