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Nein, ein Geheimtipp sind sie wirklich nicht, Andalusiens Küsten. Ob Mittelmeer oder Atlantik, ob Costa del Sol, Costa de la Luz, Marbellas Yachthafen oder das Surferparadies Tarifa. Aber es gibt da so einen kleinen grünen Fleck auf der Landkarte, im äußersten Osten Andalusiens, der unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht. Vermutlich gerade deshalb, weil wir noch nie davon gehört haben: der Naturpark Cabo de Gata.
„Der ursprünglichste und wildeste Küstenabschnitt Andalusiens“ lesen wir im Reiseführer und schnell ist klar: da müssen wir hin!
Der Parque Natural Cabo de Gata-Nijar
Der Naturpark Cabo de Gata liegt ganz im Südosten Andalusiens in der Region Almería und umfasst neben 38.000 ha Land auch 12.000 ha Meeresfläche. Seit 1987 ist er ein geschützter Naturpark und seit 1997 UNESCO-Biosphärenreservat. Durch diesen besonderen Status blieben der Landschaft glücklicherweise riesige Hotelanlagen und Betonbunker erspart.
Entstanden aus vulkanischen Aktivitäten vor Jahrmillionen, sind die Vulkane heute längst erloschen. Verleugnen lässt sich diese Vergangenheit aber keinesfalls, denn der vulkanische Ursprung prägt die gesamte Landschaft: Eine zerklüftete Vulkanküste und dunkles Vulkangestein, im Frühjahr durchzogen von zurückhaltendem Grün. Agaven, Zwergpalmen, gelber Ginster und wilder Lavendel, dazu im Kontrast das tiefblaue Meer und strahlendweiße Fischerdörfer. Im Rücken der Küste erhebt sich die Sierra de Gata. Höchster „Berg“ ist der erloschene Vulkan Pico de los Frailes mit knapp 500 Metern.
Die gesamte Provinz Almería ist enorm wasserarm – am wenigsten regnet es im Naturpark Cabo de Gata. 2900 Sonnenstunden und minimale Niederschläge an nur noch rund 25 Tagen im Jahr bringen ihm den Status einer Halbwüste ein. Im 19. Jahrhundert erlebte die Region einen wahren Boom: Hoffnungsvolle Goldschürfer suchten hier ihr Glück. Auch auf diese Vergangenheit triffst du im Cabo de Gata, unter anderem im früheren Goldminendorf Rodalquilar.
Der Name Cabo de Gata bedeutet übrigens „Kap des Achats“ und nicht (wie ich Marco mit meinen sensationellen Spanischkenntnissen stolz verkündete) „Kap der Katze“ 😉
Wandern im Naturpark Cabo de Gata: Einsame Strände und wilde Vulkanküste
Als wir den Naturpark am frühen Abend erreichen, scheinen die sonst braunen Hügel purpurrot zu glühen. Vom Balkon unseres Hotels in San José beobachten wir, wie die untergehende Sonne das Meer und die weißen Häuser San Josés in ein leuchtend warmes Licht hüllt, bis irgendwann nur noch das Meeresrauschen und einige Möwen zu hören sind.
Gleich am nächsten Morgen starten wir unsere Strand- und Küstenwanderung, die (zumindest so ähnlich) in unseren beiden Reiseführern beschrieben ist. Wie immer gestalten wir den Weg allerdings eher etwas nach unseren Vorstellungen 😉
Wanderung von San José über die Playa de los Genoveses bis zur Playa de Mónsul
Von unserem Hotel in San José starten wir auf der Calle Correo zum westlichen Ortsausgang, immer Richtung Küste und der Beschilderung „Mirador“ folgend. Kurz nach dem Aussichtspunkt geht die Asphaltstraße am Ortsende geradeaus in einen Schotterweg über, der nach einer Kurve zu einem schmalen Küstenpfad wird. Agaven und Zwergpalmen säumen den Weg, über unseren Köpfen kreisen lautstark die Möwen, unter uns glitzert das tiefblaue Meer. Die ersten Ausblicke auf die Bucht der Playa de los Genoveses lassen schon mal erahnen, dass das eine Wanderung ganz nach unserem Geschmack werden könnte!
Angekommen an der weitläufigen Playa de los Genoveses können wir gut verstehen, dass der Strand im Sommer ein beliebtes Badeparadies ist. Jetzt im März sonnen sich nur zwei FKK-Freunde in der Frühlingssonne, ansonsten haben wir den 1,2 Kilometer langen Sandstrand ganz für uns alleine. Überhaupt treffen wir auf der gesamten Wanderung nur eine Handvoll Menschen. Hier hat in der Nebensaison definitiv die Natur die Oberhand!
Von der Playa de los Genoveses zur Playa de Mónsul
Am Ende des Strandes steigen wir über einige Felsen (teilweise blau-weiß markiert), links ragt die markante Felsnase Morrón de los Genoveses weit ins Meer hinaus. Wir dagegen halten uns auf einem Sandpfad durch hohe Agaven Richtung Landesinnere (vorbei an einem Schild „Fin de Sendero Genoveses“). Von oben bieten sich immer wieder tolle Ausblicke auf einsame Buchten, zerklüftete Klippen und die beeindruckende Vulkanlandschaft.
Zu einigen Buchten könnte man wieder hinuntersteigen und schauen, ob man bei Niedrigwasser entlang der Küste laufen kann. Da dies bei uns nicht der Fall ist, bleiben wir lieber auf dem höher liegenden Pfad und genießen die Sicht von oben.
Auf dem nicht immer gut erkennbaren Wanderpfad halten wir uns so gut es geht an die blau-weiße Markierung die mal Steine, mal Holzpfosten schmückt. Es geht auf engen, steinigen Trampelpfaden voran. Riesige Agaven, Zwergpalmen, gelb blühender Ginster und duftender Lavendel begleiten unseren Weg. Jetzt fällt unser Blick ins Landesinnere, auf die Sierra de Gata.
Auf dem Weg nach unten wird es immer sandiger, manchmal müssen wir über tote Agaven steigen, die hier völlig dem Kreislauf der Natur überlassen werden. Vorbei an einer riesigen weißen Wanderdüne nähern wir uns unserem Ziel, der Playa de Mónsul. Genauso weiß wie die Düne sind die Ziegen, die ein Hirte dort nach oben treibt. Ein kurioses Bild!
Ein Ort der Naturgewalten: Playa de Mónsul
Die Playa de Mónsul mit ihren markanten Lavafelsen gehört anscheinend zu den beliebtesten Stränden im Naturpark. Absolut verständlich! So menschenleer und wild wirkt der Ort einfach unglaublich beruhigend auf uns.
Selbst Steven Spielberg muss dieser Naturstrand schon inspiriert haben, denn er ließ hier Szenen aus Indiana Jones drehen.
Jetzt könnten wir über kleinere Strände weiterlaufen bis zum aussichtsreichen Torre de Vela Blanca, hoch auf einem Felsen gelegen. Darauf verzichten wir allerdings, da wir die begangene Strecke ja auch wieder zurücklaufen müssen.
Vom Parkplatz der Playa de Mónsul laufen wir zuerst auf einer (langweiligen) Schotterstraße zurück, bis wir rechts wieder einen blau-weiß markierten Wanderpfad entdecken. Wir wissen zwar nicht wirklich wohin dieser führt, da man aber den Morrón de los Genoveses schon in der Ferne sehen kann beschließen wir, dass der Weg nicht ganz falsch sein kann. Und tatsächlich erreichen wir bald den zum Strand gehörenden Parkplatz. Von hier aus führt die Wanderung wieder über die Playa de los Genoveses zurück nach San José.
Infos zur Wanderung
- Start und Ziel in San José
- Länge: rund 12 Kilometer
- Dauer: ca. 4 Stunden mit vielen Pausen und Fotostopps
- Keine Einkehrmöglichkeiten unterwegs (nur in San José)
- Viel Sonne, kein Schatten!
- Im Sommer Badesachen nicht vergessen
Das Fischerdorf La Isleta del Moro
Nach einer kurzen Erfrischung im Hotel beschließen wir, die Wanderschuhe für heute stehen zu lassen und mit dem Auto noch ein wenig den Naturpark zu erkunden. So fahren wir Richtung Osten ins Fischerdorf La Isleta del Moro, lassen uns vom plötzlich stürmischen Wind fast vom Aussichtspunkt wehen und suchen nach dem Fisch-Restaurant „La Ola“, das uns wärmstens empfohlen wurde. Leider hat dieses aber noch nicht geöffnet, so dass wir mit knurrendem Magen den Rückweg nach San José antreten.
Weitere Highlights im Naturpark Cabo de Gata
Um alle Besonderheiten und Highlights des Naturparks zu entdecken, bräuchte man vermutlich mehrere Tage. Gerne erkundet hätten wir zum Beispiel den Naturstrand Playa de los Muertos, den ehemaligen Vulkankrater Caldera de Majada Redonda auf einer Wanderung, das frühere Goldminendorf Rodalquilar oder auch Nijar, ein typisches „Pueblo Blanco“ und Zentrum der Keramikherstellung.
Bevor wir am nächsten Morgen weiter in Richtung Sierra Nevada fahren, steuern wir noch die Lagune Las Salinas und den Leuchtturm Cabo de Gato an. In den Salzpfannen tummeln sich Flamingos und zahlreiche Vögel. Diese sind bei uns aber höchstens mit dem Fernglas zu sichten – das wir natürlich nicht dabei haben. Dafür sind die Ausblicke vom Leuchtturm wirklich spektakulär und wunderschön. Hier treffen wir auch erstmals auf eine Schar weiterer Touristen.
Die Schattenseite der Idylle: „Costa del Plástico“
Nicht verschweigen wollen wir, vor was man bei der Fahrt ans Cabo de Gata kaum die Augen verschließen kann. Die Region Almería ist bekannt für ihr „Plastikmeer“. Auf einer Fläche von rund 30.000 ha (!) befinden sich hunderte von Treibhäusern direkt neben dem Naturpark. Wir fragen uns schon: Weiß der ganze Müll, der hier leider in Massen in den Gräben rumliegt, dass er nicht in das Biosphärenreservat und ins Meer gelangen darf?
Unser Fazit und persönliche Tipps
Wir können dir nur ans Herz legen: wenn du im Osten Andalusiens unterwegs bist, plane den Naturpark Cabo de Gata unbedingt in deine Route ein. Das Biosphärenreservat schützt eine in Europa einzigartige vulkanische und wüstenhafte Landschaft, deren Entdeckung wirklich Spaß macht.
Die Frühlingsmonate sind perfekt geeignet für einen Besuch, da der Winterregen selbst dieser kargen Landschaft ein wenig Grün und Bunt einhaucht. Zudem hat man den Naturpark, Wanderwege und die wunderbaren Strände fast für sich alleine – für´s Baden musst du allerdings schon ganz schön abgehärtet sein!
In den Sommermonaten muss dagegen mit vielen (meist spanischen) Touristen gerechnet werden, Buchten und Strände sind vermutlich gut besucht. Die sonnigen Wanderwege sind im Hochsommer sicher ziemlich anstrengend – als Alternative kannst du bei warmen Temperaturen Tauchen und Schnorcheln, Kajaks ausleihen oder Bootsausflüge unternehmen.
Während unser Übernachtungsort San José früher der wichtigste Fischerort war, ist er heute eher der touristische Hauptort im Cabo de Gata. Bei uns im März ist er dagegen ziemlich verschlafen – nicht alle Restaurants sind geöffnet und die angepriesenen Anbieter von Aktivitäten wie Kajak fahren oder Tauchen haben wir leider nicht gefunden.
Die Touristeninformation im Ort hat uns sehr enttäuscht. Es handelt sich dabei eher um einen Souvenirladen, Karten werden ausschließlich zum Kauf angeboten. Nicht einmal eine einfache Übersichtskarte für den Naturpark wird kostenfrei zur Verfügung gestellt.
Trotzdem eignet sich San José gut als Ausgangsort für Erkundungen im Naturpark!
Unser Hotel im Naturpark Cabo de Gata (San José) *
Unser Hotel Doña Pakyta in San José * lag direkt am Meer, mit eigenem Strandzugang. Wir hatten ein schlichtes, aber sehr geräumiges und sauberes Zimmer mit Balkon und Meerblick in einem extra Gebäude. Günstiger Preis für ein 4 Sterne Hotel (wir haben im März 2019 80 EUR pro Nacht und DZ bezahlt). Da es noch dazu sehr zentral im Hauptort San José liegt, würden wir das Hotel jederzeit wieder buchen.
Restaurant-Tipps San José
Sehr gut haben wir im Casa Pepe gegessen. Dort sitzt man in tollem maritimen Ambiente direkt über dem Meer.
Im Casa Miguel en Tierra de Cine haben wir uns leckere Paella schmecken lassen. Das Restaurant wirkt zwar sehr touristisch, das Essen hat uns aber auf jeden Fall überzeugt.
Informationen zum Parque Natural Cabo de Gato
Weitere Informationen und eine Übersichtskarte findest du auf der Tourismusseite DEGATA (deutsche Übersetzung).
Unsere Reiseführer mit Wanderungen *
- DuMont Reiseführer Andalusien *, 2018
- Wander-Urlaubsführer Andalusien *, 2018 (Bruckmann Verlag)
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Wooow was für ein schöner Beitrag und die Bilder, traumhaft! Ich liebe das Wandern mit einer traumhaften Aussicht auf die Umgebung und genieße das immer sehr! Ich freue mich immer wenn wir unseren Wanderurlaub in den Bergen Südtirols verbringen, besonders mit meinen beiden Kindern und meinem Mann macht das Wandern immer großen Spaß! Wobei ich das Wandern in Küstennahe auch nicht schlecht finde!
Vielen Dank für deine Eindrücke!
Gruß,
Tamara
Oh ja, nach Südtirol geht es für uns dieses Frühjahr auch noch! Und wenn die Aussicht stimmt, lieben wir Wanderungen tatsächlich auch überall 😉
LG, Lisa
Hallo ihr zwei,
ein toller Wandertipp ist das! Ich mag ja diese rauen und kargen Vulkanlandschaften. Da man dort vermutlich auch nicht so viel Schatten hat ist der Frühling, wie ihr schon sagt, die beste Jahreszeit.
Gleich mal in meinem „Wandern in Europa“ Ordner bei pinterest abgespeichert!
Lg Miriam
Hey Miriam, freut uns wenn wir dich inspirieren konnten! Solch eine Vulkanlandschaft hätten wir vorher wirklich nicht in Andalusien erwartet – umso schöner, diesen besonderen Ort entdeckt zu haben 🙂
Liebe Grüße, Lisa