„It´s like another world – a fairy tale world“ schwärmt unsere Gastgeberin auf Mallorca begeistert, als wir sie beim Frühstück nach der Wanderung durch den Barranc de Biniaraix in der Serra de Tramuntana fragen.

Was sie damit meint merken wir schnell, als wir auf steilen und steinigen Pfaden durch die zwar so wild wirkende, tatsächlich aber schon seit Jahrhunderten landwirtschaftlich genutzte Schlucht von Biniaraix wandern. Vor uns die schroffen Gipfel der Serra de Tramuntana, unter uns das fruchtbare Tal von Sóller, um uns herum terrassierte Olivenhaine, steile Felshänge, ein plätschernder Bergbach mit klaren Gumpen, frisches Grün und summende Insekten. Und wir mittendrin! Auf einer recht kurzen aber sehr beeindruckenden Rundwanderung durch den Barranc de Biniaraix.


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Das „goldene Tal“ von Sóller & der Barranc de Biniaraix {kurzer Ausflug in die Geschichte}

Für uns gehört das Val de Sóller – das seinen Namen wohl vom arabischen Begriff Sûlyâr (goldenes Tal) erhielt – zu den absolut schönsten Landschaften auf Mallorca.

Blick ins Tal von Soller beim Wandern auf Mallorca
Blick ins Tal von Sóller beim Wandern auf Mallorca

Spaziergang um Fornalutx auf Mallorca

Viele Kulturen besiedelten das zwar abgeschiedene, aber mit viel Wasser und fruchtbaren Böden gesegnete Tal: Talayot-Völker, Römer, Muslime und Christen. Sie alle haben ihre Spuren hinterlassen und dazu beigetragen, die Kulturlandschaft im Val de Sóller zu gestalten.

Die Araber errichteten ausgefeilte Wasserleitsysteme, die das Wasser der Gebirgsbäche in die Plantagen leitete und legten die ersten Terrassen an, um die Berghänge effizient zu nutzen. Wir finden das immer ganz besonders spannend, da es an unsere früheren Reisen auf die arabische Halbinsel erinnert. In der Schlucht von Biniaraix erlebst du den (zumindest saisonalen) Wasserreichtum, die Terrassenfelder und das System der Bewässerungskanäle besonders eindrucksvoll.

Bis heute wachsen üppige Obst- und Orangenbäume, Zitronen und Oliven rund um den wunderschönen Hauptort Sóller, bis an die Küste und rauf ins Tramuntana Gebirge, in die Bergdörfer Biniaraix und Fornalutx. Was für ein wunderschönes Fleckchen Mallorcal!

Bergdorf Fornalutx in der Kulturlandschaft von Soller

Die steinigen und steilen Pfade durch die Schlucht von Biniaraix wurden früher nicht nur von Bauern und Maultiertreibern genutzt, sondern führten auch Pilger von Soller durch die Schlucht zum Kloster Lluc. Noch heute kannst du diese ausgedehnte Tour zum Cúber Stausee und weiter über das Refugi Tossals bis zum Kloster gehen (Trockenmauerweg GR 221). Wir allerdings entscheiden uns für die deutlich kürzere und landschaftlich trotzdem wunderschöne Rundwanderung durch den Barranc de Biniaraix mit seinen uralten Olivenhainen.

Barranc de Biniaraix Rundwanderung – Daten & Fakten

  • Start & Ziel: Biniaraix, am historischen Waschhaus
  • Parken: etwas schwierig, siehe Tipps am Ende des Artikels
  • Länge: 5 km
  • Höhenmeter: ↑ 340 m ↓ 340 m
  • Anspruch: einfach bis maximal mittelschwer, bei Nässe kann es durchaus rutschig sein. Der Aufstieg auf dem alten Camí Vell benötigt etwas Kondition, ist dafür aber meistens schön schattig.
  • Beste Zeit: Frühling, wenn das Wasser durch die Schlucht plätschert. Wochenenden am besten meiden, denn die Wanderung ist auch unter Mallorquinern sehr beliebt.
  • Beschilderung: gut, verlaufen ist kaum möglich
  • Einkehr: Bar Es Barranc und Bar Bodega in Biniaraix
  • Nicht vergessen: Wasser, Sonnenschutz, gute Schuhe
  • Nicht barrierefrei

⇒ Die Tour zum Nachwandern auf komoot (gewandert im März 2023)

Wanderung durch eine beeindruckende Kulturlandschaft

Wir starten am historischen Waschhaus von Biniaraix, von wo aus der Wanderweg gut ausgeschildert (bzw. immer klar erkennbar) ist. Schon auf den ersten Metern sind die Ausblicke zurück nach Biniaraix und ins Tal von Sóller unglaublich schön, überall um uns herum blüht und summt und zwitschert es. Nach wenigen hundert Metern überqueren wir das erste Mal den Bergbach Torrent de Biniaraix, der uns vor allem im zweiten Teil der Wanderung ein treuer Begleiter sein wird. Wir haben Glück, dass der Fluss nach dem heftigen Wintereinbruch auf Mallorca jetzt im März noch richtig viel Wasser führt und dadurch eine ganz besondere Stimmung herrscht.

Kulturlandschaft mit Olivenhainen und Orangenbaeumen beim Wandern durch den Barranc de Biniaraix in der Serra de Tramuntana
Wunderschön üppige Kulturlandschaft

Trockensteinmauern und Oliven neben dem Wanderweg Cami Vell durch die Schlucht von Biniaraix

Blick auf Biniaraix
Blick zurück auf Biniaraix

Bergbach beim Wandern im Barranc de Biniaraix in der Serra de Tramuntana

Aufstieg über den Camí Vell

Nach rund 20 Minuten entscheiden wir uns an der gut markierten Weggabelung für den rechten Wanderweg und damit für den Aufstieg über den alten Maultierpfad Camí Vell. Er ist auch als „Schattenweg“ bekannt, da die hohen Berge zu unserer Rechten zumindest jetzt im frühen Frühjahr kaum einen Sonnenstrahl durchlassen. Vielleicht ganz gut – denn wir kommen schon ohne Sonne genug ins Schwitzen, als wir auf dem steinigen Pfad Meter für Meter nach oben wandern. Der Blick zurück ins Tal von Sóller, der irgendwann bis zum tiefblauen Meer reicht, lohnt sich übrigens immer wieder!

Steiniger Wanderweg durch den Barranc de Biniaraix
Steiniger Wanderweg durch den Barranc de Biniaraix
Terrassenfelder zum Olivenanbau im Barranc de Biniaraix
Blick auf die Terrassenfelder zum Olivenanbau
Olivenbaum zwischen Felsen im Barranc de Biniaraix im Tramuntana Gebirge auf Mallorca
Olivenbäume zwischen Felsen im Barranc de Biniaraix

Wanderweg an Trockensteinmauern im Barranc de Biniaraix auf Mallorca

Ausblick ins Tal von Soller in der Serra de Tramuntana auf Mallorca
Wunderschöne Ausblicke ins Tal von Sóller

Erst gestern haben wir noch im Radio gehört, dass wohl kaum ein Olivenbaum über 400 Meter vom Wintersturm Ende Februar verschont geblieben ist. Und tatsächlich – ziemlich genau ab dieser Höhe sieht es um uns herum teilweise verheerend aus. Halbe Olivenbäume liegen über dem Weg und in den Hainen. Während wir noch darüber nachdenken, welche Schäden den Besitzern damit wohl entstanden sind, erreichen wir schon den höchsten Punkt unserer Wanderung.

Immer noch dem Camí Vell folgend, wandern wir bergab bis wir den Torrent de l´Ofre kreuzen, der jetzt im frühen Frühjahr als richtig üppiger Wasserfall in ein Becken rauscht. Gerade im Sommer sicherlich ein wunderbar schattiger Ort für eine Pause.

Barranc de Biniaraix Wasserfall
Wasserfall im Barranc de Biniaraix

Bergab wandern wir auf dem GR 221 durch den Barranc de Biniaraix

Weiter bergab stoßen wir jetzt wieder auf den Fernwanderweg (Trockenmauerweg) GR 221. Hier hättest du die Möglichkeit, bis zum Cúber Stausee und weiter zum Kloster Lluc zu wandern. Wir dagegen halten uns links und folgen der Beschilderung zurück nach Biniaraix. Auf dem super schön angelegten Natursteinpfad wandern wir zwischen Trockensteinmauern und Olivenhainen und überqueren mehrmals auf Brücken den Bergbach Torrent de Biniaraix, der immer wieder kleine Wasserfälle und glasklare Gumpen bildet. Absolut herrlich!

Der Bergbach bildet im Barranc de Biniaraix einen kleinen Wasserfall und klare Gumpen
Kleine Wasserfälle und glasklare Gumpen

Trockensteinmauer auf unserer Wanderung durch den Barranc de Biniaraix in der Serra de Tramuntana

Der Pilgerpfad durch den Barranc de Biniaraix ist heute Teil des Fernwanderwegs GR 221 und ein gepflasterter Treppenpfad
Gepflasterter Treppenpfad durch den Barranc de Biniaraix

Landschaft im Barranc de Biniaraix mit Wasser, Oliven und Bergen im Hintergrund

Landschaft im Barranc de Biniaraix mit Wasser, Oliven und Bergen im Hintergrund

Bruecke ueber den Bach im Barranc de Biniaraix

Was für uns Wanderer so idyllisch aussieht, war und ist harte Knochenarbeit. Wir selbst treffen auf einen Bewohner, der seine Vorräte mit einer Art motorbetriebenem Geräteträger den gesamten Pflasterweg nach oben schiebt.

Spektakulär ist auch die engste Stelle der Schlucht, „S’Estret“. Riesige Felswände türmen sich neben uns auf, während sich sowohl der Wanderweg als auch der Bergbach mittendurch quetschen. Treppenstufenartig führt uns der Pfad danach die letzten Meter in Serpentinen nach unten, bis wir die Kreuzung erreichen, von der aus wir heute Morgen rechts auf den Camí Vell abgebogen sind.

Zurück in Biniaraix gibt es zwei wirklich empfehlenswerte Bars, in denen du einkehren und die entspannte Stimmung im Dorf genießen kannst. Es lohnt sich natürlich auch, durch die engen Gassen zu schlendern. Und falls du noch nicht genug gewandert bist, führt ein schöner Spaziergang über Binibassi ins Bilderbuchdorf Fornalutx – einer unserer Lieblingsorte in der Serra de Tramuntana.

Gassen und Bars in Biniaraix
Gassen und Bars in Biniaraix

Infos zum Parken

Das Parken in und um Biniaraix ist ziemlich schwierig, denn es gibt keine offiziellen Parkplätze. Aktuell ist – außer an Sonn- und Feiertagen – das Parken auf der schmalen Zufahrtsstraße nach Biniaraix möglich und erlaubt. Aber Achtung! Bitte nur so parken, dass niemand anders blockiert wird und die Zufahrtswege frei bleiben. Noch besser: man sucht sich kurz nach Soller eine Parkmöglichkeit und nimmt den etwas weiteren Fußmarsch in Kauf.

Fazit zur Wanderung

Durch den Barranc de Biniaraix zu wandern, ist vor allem im Frühling ein unglaublich tolles Erlebnis. Man bekommt einen tollen Einblick in die uralte Kulturlandschaft der Serra de Tramuntana, ist umgeben von wunderschöner Natur und auf spannenden Wanderwegen unterwegs. Von uns eine absolute Empfehlung und aufgrund der Kürze auch mit Kindern sehr gut machbar.

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