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Neben uns donnern die Wellen des indischen Ozeans ans Ufer, vor uns breitet sich eine endlos scheinende Küstenlinie aus – dominiert von Felsen, grünem Fynbos und ausgewaschenen Gezeitenpools. Der Wind peitscht uns die feinen Sandkörner in so ziemlich jede Körperritze, als wir auf dem Küstenwanderweg im De Hoop Nature Reserve unterwegs sind.
Weil wir große Fans der wilden Küste, des Fynbos und der oft rauen Natur im Western Cape sind, stand das De Hoop Nature Reserve schon lange auf unserer Südafrika Wunschliste. Im Februar 2020 hat es endlich geklappt und wir wollen dir von unserem kleinen Roadtrip berichten.
Das De Hoop Nature Reserve
Das De Hoop Nature Reserve liegt rund 260 Kilometer südöstlich von Kapstadt in der Region Overberg am indischen Ozean. Auf 36.000 Hektar wurde entlang der Küste ein Schutzgebiet für die einzigartige Flora und Fauna in Südafrikas Westkap geschaffen, das seit 2004 als Teil der Cape Floral Region sogar zum UNESCO Weltnaturerbe gehört.
Fauna im De Hoop: Heimat für selten gewordene Tierarten
Insgesamt 86 Säugetierarten und mehr als 260 Vogelarten beherbergt De Hoop. Hier leben neben Straußen, Elenantilopen, Rehantilopen, Klippschliefern und Pavianen auch die selten gewordenen Kap-Bergzebras (Cape Mountain Zebra) und Buntböcke (Bontebok), die ansonsten nur noch in wenigen Naturreservaten im Western Cape heimisch sind. Es lohnt sich aber auch, die Augen nach den kleineren Parkbewohnern offen zu halten!


Das De Hoop Vlei ist eine riesige Brackwasser-Lagune ganz im Westen des Schutzgebiets und ein Paradies für Vogelliebhaber. Wir hatten das Glück, dort dutzende Flamingos zu beobachten. Im Nordosten des Reservats ist Potberg die Heimat der einzigen verbliebenen Brutkolonie des seltenen Kapgeiers am Westkap – der Ort ist allerdings nur über einen separates Gate zu erreichen.
Zusätzlich zur Landfläche schützt die De Hoop Marine Protected Area 29.00 Hektar Meeresfläche und damit unter anderem Delfine, Robben und die südlichen Glattwale, die im Winter zum Kalben an Südafrikas Küste ziehen. Während der Saison, wenn sich von circa Juni bis November oft dutzende Wale gleichzeitig vor der Küste aufhalten, gilt das Nature Reserve als einer DER Top Wal-Beobachtungsspots weltweit.
Einzigartige Flora – durch die UNESCO ausgezeichnet
Als Teil des Cape Floral Kingdom, dem kleinsten Pflanzenreich der Welt, beherbergt das De Hoop Nature Reserve eine weltweit einmalige Vielfalt an Pflanzen – vor allem den wunderbaren Fynbos. Seit 2004 gehört das De Hoop Nature Reserve als Teil des einzigartigen Pflanzenreichs der Kap-Region sogar zum UNESCO Weltnaturerbe.
Unsere Entdeckertour: Roadtrip ins De Hoop Nature Reserve
Schon die Anfahrt ins Naturreservat ist abenteuerlich! Denn rundherum bist du überwiegend auf holprigen und staubigen Pisten gefühlt durchs Nirgendwo unterwegs. Aber keine Angst, auch mit einem normalen kleinen Mietwagen sind die Straßen gut fahrbar – man sollte nur wirklich genügend Zeit einplanen!

Deshalb starten wir unseren Tag sehr früh in Franschhoek und düsen mit zig Fotostops über den Franschhoek Pass und ein Stück der Route 62 (ein Umweg, den wir bewusst gewählt haben), bevor wir kurz nach Swellendam von der N2 in Richtung Küste abbiegen. Ab hier warten rund 45 Kilometer Schotterpiste auf uns, die durch einsames, ziemlich raues und zugegeben auch recht eintöniges Farmland führt.
Nach einer guten Stunde Fahrt ab Swellendam kommen wir am Gate des De Hoop Nature Reserve an, registrieren uns als Übernachtungsgäste, zahlen die Gebühren (50 ZAR p.P. // 30 ZAR für Kinder // freier Eintritt mit der Wildcard) und erhalten eine praktische Übersichtskarte mit allen wichtigen Infos. Für Tagesbesucher gilt der gleiche Ablauf.
Bremse auch für kleine Parkbewohner!
Verfahren kannst du dich im Naturreservat kaum, denn eigentlich führt für Besucher nur eine „Hauptstraße“ vom Gate bis an die Küste. Mit Abzweigungen zu den Unterkünften des De Hoop Village, wo sich auch das Info-Büro und das empfehlenswerte The Fig Restaurant befinden, nach Koppie Alleen an der Küste und zur Brackwasser-Lagune.
Was uns sofort in den Bann zieht, ist die unglaubliche Weite des Reservats, das durch die niedrige Fynbos Vegetation fast unendlich wirkt! Als erstes Tier erspähe ich – zum Glück rechtzeitig – einen Dung Beetle, der sich mit seiner Mistkugel todesmutig über die Straße kämpft.

Weil wir uns für eine Nacht in ein kleines Cottage eingemietet haben, steuern wir erstmal das Areal der De Hoop Collection an. Entlang der Strecke und rund um die Unterkünfte grasen dutzende Bontebok und Strauße in aller Seelenruhe. Über unser hübsches Häuschen berichten wir am Ende des Artikels.
Wandern im De Hoop Nature Reserve
Leider erwischen wir zwei sehr stürmische und wolkige Tage für unseren Besuch im De Hoop. Trotzdem lassen wir uns nicht von zwei kleinen Wanderungen abhalten. Von Koppie Alleen an der Küste startet der 13 Kilometer (einfache Strecke!) lange Coastal Trail, den wir uns auf zwei Tage aufteilen.
Tipp: Schaust du dir die Satellitenbilder „Koppie Alleen“ bei Google an, kannst du wunderbar sehen, wie unterschiedlich die Küste zu beiden Seiten des kleinen Häuschens wirkt! Im Westen breiten sich die riesigen Sanddünen aus, Richtung Osten ist die Küste felsig und wild, mit tollen Gezeitenpools.

Tag 1: Kleine Wanderung durch die beeindruckenden Sanddünen
Da es schon spät am Nachmittag ist, als wir Koppie Alleen erreichen, entscheiden wir uns für eine kurze Wanderung über die riesigen Sanddünen und entlang der Küste. Der Parkplatz bei Koppie Alleen ist auf der Naturpark-Karte eingezeichnet, von dort ist es ein kurzer Spaziergang hinunter zum Meer bzw. zu den Sanddünen.
Die Sanddünen sind unglaublich beeindruckend und obwohl der Wind uns den Sand fast schmerzhaft ins Gesicht peitscht, können wir uns nicht losreißen und laufen eine Weile an der Küste entlang. Obwohl es sich um einen offiziellen Wanderweg handelt, erkennen wir keinen wirklichen Weg und keine Beschilderung. Verlaufen ist trotzdem kaum möglich, wenn du immer der Küstenlinie folgst.

Leider sehen wir so viel angeschwemmten Müll und Plastik, dass es gar nicht möglich ist alles einzusammeln. Mal wieder wird uns bewusst, wie sehr wir (trotz enorm reduziertem Plastikverbrauch daheim und auf Reisen) noch an uns arbeiten müssen…
Das dämpft unsere Laune ziemlich und daran ändert auch die riesige Delfinschule nichts, die wir plötzlich in den Wellen entdecken. Wir sind ganz alleine mit der Natur, mit den faszinierenden Tieren, die bei uns immer wieder für Gänsehaut sorgen. Und mit dem Müll, der uns umgibt. Ein bisschen fühle ich mich, als wollten uns die Delfine mit ihrem Erscheinen genau in diesem Moment unser menschliches Versagen vor Augen führen.
Mini-Safari zum Sonnenuntergang
Zum Glück bessert sich unsere Stimmung ein bisschen, als wir uns recht spät auf den Rückweg zu unserem Cottage machen. Wir haben das Reservat gefühlt für uns alleine und können Elenantilopen, Buntböcke und Strauße völlig ungestört im warmen Abendlicht beobachten. Nur ein Cape Mountain Zebra will sich uns nicht zeigen. Ganz anders als auf unserer Wanderung auf der Kap-Halbinsel vor wenigen Tagen.


Tag 2: Wanderung auf dem Coastal Trail
Unsere Wanderung am zweiten Tag starten wir ebenfalls bei Koppie Alleen und mit ebenso stürmischen Böen wie gestern auf den Coastal Trail. Dieses Mal laufen wir an der Küste nach links und folgen dem immer sehr gut erkennbaren Pfad, der uns mal direkt am Meer entlang führt, mal weiter oben durch den Fynbos.
Der Wanderweg entspricht der letzten Etappe des 5-tägigen Whale Trails durch das De Hoop Nature Reserve, der allerdings nur in Gruppen und mit Vorbuchung begangen werden kann. Er startet in Potberg und endet 5 Tage und 55 Kilometer später bei Koppie Alleen. Ein Teil seiner letzte Etappe darf als Tageswanderung gelaufen werden. Da es immer an der Küste entlang geht, kannst du die Wanderung so kurz oder lang gestalten, wie du möchtest.
Trotz – oder vielleicht auch gerade wegen – des ungemütlichen Wetters fasziniert uns die wilde Küste, die sich hier scheinbar unendlich vor uns ausbreitet. Neben uns peitschen die Wellen gegen die ausgewaschenen Felsen, vor uns breitet sich eine endlos scheinende Küstenlinie aus, dominiert von Kalkstein-Klippen, grünem Fynbos und Gezeitentümpeln. Auch Schwimmen und Schnorcheln ist hier möglich und erlaubt.
Wir lassen einfach mal ein paar Bilder unserer Wanderung sprechen:




Wale beobachten im De Hoop Nature Reserve
Wenn sich während der südafrikanischen Winter- und Frühlingsmonate oft dutzende Wale gleichzeitig vor der Küste aufhalten, gilt das De Hoop Nature Reserve als einer der Top Wal-Beobachtungsspots weltweit. An kaum einem anderen Ort kannst du die Meeresriesen vom Ufer aus so nah und ungestört bestaunen.
Zwischen Juni und November ziehen die Südkaper aus der eisigen Antarktis zum Kalben in die wärmeren, geschützten Gewässer an der Küste Südafrikas. Daher siehst du häufig Mutterkühe mit ihren frischgeborenen Kälbern vorbeiziehen – ein unvergesslicher Anblick! Südkaper bleiben sehr gerne in der Nähe der Küste, was zur Beobachtung natürlich genial ist.
Während Hermanus die Touristen mit Walschreier und Urlaubstrubel lockt, stehen im De Hoop die Chancen gut, dass du Wale ganz für dich alleine beobachten kannst. Vor allem, wenn du ein Stückchen die Küste entlang wanderst.
Zum Weiterlesen: Wo du im Western Cape sonst noch gute Chancen hast, Wale zu beobachten, verraten wir dir hier ⇒ Wale beobachten auf der Garden Route und im Western Cape
Nützliche Infos rund ums De Hoop Nature Reserve
Anfahrt ins Reservat
Von Swellendam aus benötigst du eine gute Stunde bis zum Eingang des Reservats, danach noch rund eine halbe Stunde bis nach Koppie Alleen an der Küste. In Swellendam nimmst du die N2 Richtung Kapstadt und biegst nach rund 8 Kilometern Richtung Oulpass ab. Dort nach rechts abbiegen (links kommst du zum Potberg-Gate). Rund 45 Kilometer bist du insgesamt auf Schotterpisten unterwegs.
Die „Dirt Roads“ sind nicht schwierig zu fahren und können mit jedem kleinen Mietwagen bewältigt werden. Du solltest aber wegen Schlaglöchern und aufwirbelnden Steinen vorsichtig und vorausschauend unterwegs sein.
Am Eingang erhältst du eine Karte mit allen nützlichen Infos, Straßen und Wanderwegen.
Eintritt bzw. Cornservation Fee
Der Eintritt, die so genannte „Conservation Fee“ beträgt aktuell
- 50 ZAR für Erwachsene
- 30 ZAR für Kinder
- Mit der Wild Card ist der Eintritt frei, da das De Hoop zu den CapeNature Reservaten gehört.
Öffnungszeiten
- Samstag bis Donnerstag von 7 bis 18 Uhr
- Freitags bis 19 Uhr
- Tagesbesucher dürfen bis 17 Uhr einfahren.
- Potberg-Gate von 7:30 Uhr bis 16 Uhr
Infrastruktur
Im De Hoop Nature Reserve gibt es weder Einkaufsmöglichkeiten noch eine Tankstelle. Je nachdem, von welcher Richtung man kommt, sollte man spätestens in Swellendam oder Bredasdorp tanken und einkaufen.
Fig Tree Restaurant & Kiosk Koppie Alleen
Hungern musst du im De Hoop trotzdem nicht. Denn im De Hoop Village gibt es das sehr empfehlenswerte Fig Tree Restaurant. Drinnen sitzt du sehr gemütlich, draußen total schön mit Blick auf das De Hoop Vlei.

In Koppie Alleen an der Küste gibt es eine Toilette und einen kleinen Kiosk.
Buchbare Aktivitäten im De Hoop Nature Reserve
An der Rezeption bzw. im Info-Büro der De Hoop Collection (also bei den Unterkünften) kannst du verschiedene Aktivitäten buchen. Zum Beispiel
- Geführte Touren zur Vogelbeobachtung
- Geführte Wanderung an der Küste mit einem qualifizierten Guide, der dir einiges über das Leben im Meer näherbringt
- Geführte Mountainbike Tour
- Mountainbikes ausleihen
- Eco Boat Cruise auf dem De Hoop Vlei
- Nature Drive durch das Reservat
⇒ Hier findest du nähere Infos.
Wanderwege und Mountainbike Trails
Folgende Wanderwege gibt es im Reservat:
- Coastal Trail (13 Kilometer einfache Strecke) ab Koppie Alleen an der Küste (siehe unsere Beschreibung oben)
- Blaue Route ab dem De Hoop Village, die am Vlei entlang führt (15 Kilometer)
- Rote Route ab dem De Hoop Village (5 Kilometer)
Potberg-Areal (separates Gate!)
- Postberg Trail (10 Kilometer)
- Klipspringer Trail (6 Kilometer)
Darüber hinaus gibt es zahlreiche Mountainbike Trails, die auf der Karte eingezeichnet sind.
Übernachten im De Hoop Nature Reserve
Aufgrund der längeren Anfahrt und trotz des hohen Preises haben wir uns für eine Übernachtung im Nature Reserve entschieden. Unsere Otter Suite war ein kleines gemütliches Häuschen mit eigenem Badezimmer (allerdings ohne Türe) und Outdoor Dusche inkl. Halbpension (Abendessen und Frühstück im Fig Tree Restaurant).
⇒ Alle Infos erhältst du auf der Website der De Hoop Collection, dort kannst du auch buchen.

Unser Fazit
Das De Hoop Nature Reserve ist ohne Frage ein besonderes Stückchen Erde und ein kleines Paradies für Tiere und Pflanzen. Ganz sicher ein Traumort – aber leider nicht unserer. Irgendwie hat es das De Hoop Nature Reserve – ganz ohne eindeutigen Grund – nicht geschafft sich wirklich in unsere Herzen zu schleichen. Was aber überhaupt nicht schlimm ist, denn es kann ja nicht jeder Ort zum Herzensort werden.
Und dich soll es ganz bestimmt nicht von einem Besuch abhalten, denn das Reservat ist wunderschön und nahezu jede*r Besucher*in ist hinterher absolut begeistert!
Weitere Südafrika Inspiration auf Road Traveller
- Ebenfalls eine tolle Küstenwanderung haben wir auf der Kap-Halbinsel erlebt: Der Thomas T. Tucker Shipwreck Trail
- Ein absolutes Fynbos-Paradies und unser persönlicher Herzensort ist das Kogelberg Nature Reserve
- Auch die Cederberge und die Baviaanskloof gehören als Teil des Cape Floral Kingdom zum UNESCO Weltnaturerbe
- Wale beobachten im Western Cape und an der Garden Route
- Südafrika Roadtrip: Unser Best-Of für drei Wochen
- Kein Südafrika Besuch ohne Kapstadt! Unsere Highlights
Oder stöbere durch alle Artikel in unserem mittlerweile sehr umfassenden Südafrika Reiseblog:
